Mystras

Die Pantanassa und die fränkische Festung, in der Goethes Faust II spielt

Byzantinische Stadt, einst Hauptstadt der antiken Morea. Zahlreiche Kirchen mit Fresken der mittel- und spätbyzantinischen Zeit sowie der Palast der Despoten und Häuser reicher byzantinischer Familien.

Geschichte: Die Burg von Mystras wurde 1249 nach der Einnahme von Monemvasia von Guillaume de Villehardouin zum Schutz gegen die Slawen im Eurotas-Tal und die Lakonier aus der Taygetos-Gegend errichtet. Der Burgberg hatte den Namen Myzithras (»der Käse«), der dann in Mystras (»Beherrscherin«) umgewandelt wurde. 1259 wurde Guillaume de Villehardouin von Michael Paläologos nach der verlorenen Schlacht von Pelagonia gefangengenommen, und 1263 mußte er Mystras, Monemvasia und das Mani als Preis für seine Freilassung den Byzantinern überlassen. 1265 wurden die Byzantiner von den Franken besiegt, und die Bewohner von Lakonien zogen sich wegen der ständigen Unruhen in die Festung zurück. So entstand allmählich die Stadt.

Kaiser Johannes VI. Katakousinos (1347-54), der seinen Sohn Manuel zum Statthalter von Mystras ernannte, gab ihm auch den Titel eines Despoten, der fortan von allen Herrschern von Mystras getragen wurde (Matthäus, 1380-83; anschließend die Paläologen mit Theodor I., 1383-1407; Theodor II., 1407^3; Konstantin, 1443-48 und Demetrios, 1448-60).

Im Jahre 1459 Eroberung der Stadt durch die Türken, 1687-1715 durch die Venezianer, 1770 Einfall der Albaner, die Mystras zerstörten. Die Stadt wurde seither nicht mehr bewohnt.

Bedeutende Gelehrte lebten in der ersten Hälfte des 15. Jh. in Mystras, wie der spätere Kardinal Wissarion und der neuplatonische Philosoph Georgios Gemistos Plithon oder Hieronymos Charitonomos, ein Wissenschaftler, der in Paris lehrte.

 

 

1. Peribleptos-Kloster
2.St. Georg
3. Kroates-Haus (18. Jh.)
4. »Frangopulos-Haus (15. Jh.)
5. Taxiarchen-Kirche
6. Agia-Kyriaki
7. Agios-Christophoros
8. Mannara-Brunnen (antiker Sarkophag)
9. Agios-loannis
10. Unterer Zugang
11. Bischofshaus (Museum)
12. Mitropolis
13. Evangelistrla-Klrche
14 .Agia-Theodori
15. Brontochton-Kloster
16 Refektorium
17. Kirche
18. Afendiko
Oberstadt
19. Oberer Zugang
20. Agia Sofla
21 Nauplia-Tor
22. Despotenpalast
23 Türkische Bäder
24 Moschee
25 Monemvasia-Tor
26 Agios-Nikolaos
27 Kleiner Palast
28 Pantanassa-Kloster
29 Frankenfestung der Villehardouin

 

Mitropolis: Kirche des hl. Demetrios, lt. Inschrift aus dem Jahre 1309 vom Metropoliten Nikiphoros Moschopoulos erbaut. Sie ist aber auf einen Vorgängerbau des 12. oder 13. Jh. zurückzuführen (dreischilfige Basilika, die später einen Kreuzkuppelbau als Oberstock und vier Kuppeln über den Kreuzarmen erhielt). Eine Fußbodenplatte aus Marmor mit dem Doppeladler bezeichnet die Stelle, an der der letzte Paläologe bei der Krönung stand. Interessante Wandmalereien. Rechtes Schiff: Das Leben des hl. Demetrios, linkes Schiff: Das Leben von Maria, Christus in Galitäa (14. Jh.). Im Narthex: Jüngstes Gericht - Christus zwischen den Auserwählten und Verdammten (frühes 14. Jh.).

Bei der Kirche ein kleines Museum mit Funden aus den Ruinen von Mystras.

Peribleptos-Kloster

Peribleptos-Kloster: Das Bauwerk stammt aus der Mitte des 14. Jh. und ist teilweise in den Fels gebaut. Über dem Eingangstor zwei Löwen, das venezianische Emblem. Die Fresken, die schönsten von Mystras, sind von zwei Malern ausgeführt worden und kündigen die Stilrichtung an, die im 16. Jh. als »Kretische Schule« bezeichnet wurde. Über dem Altarraum die Himmelfahrt Christi, in der Mittelapsis Maria mit dem Kind, von zwei Erzengeln gerahmt, In der N-Apsis die sogenannte »hl. Liturgie«. Von den Szenen des Dodekaorton (»zwölf Feste«) die Kreuzabnahme, die Verklärung und die Geburt Christi im südlichen Querschiff. Szenen aus dem Leben Maria im südlichen Seitenschiff. In der Mittelkuppel der Pantokrator. Gegenüber vom Altar die zwei Gründer der Kirche, die das Modell der Peribleptos halten.



Das Eurotas Tal von der Pantanassa aus gesehen

Pantanassa-Kloster: 1428 von Johan(nes Frankopoulos, Minister des letzten Despoten Konstantin Dragatsis (1443-48), gegründet. Die Kirche weist gotische Einflüsse auf. Die Fresken sind sehr qualitätvoll, weissen eine reiche Farbenskala auf (Einführung von Grün und Zitronengelb) und beeindrucken durch die klare Linienführung. Die Himmelfahrt im n Sanktuarium, der Einzug in Jerusalem im Mittelschiff mit einer Fülle an Details und bemerkenswerter Farbgebung, die sehr realistisch wiedergegebene Erweckung des Lazarus oder die Geburt Christi im südlichen Querschiff sind einige der besten Beispiele der byzantinischen Malerei des 15. Jh.

Brontochion-Kloster: Die Hauptkirche, das Afendiko, wurde vor 1311 errichtet (Basilika-Form mit fünf Kuppeln). An der Narthex sind Kapellen angefügt mit den Gräbern adliger Familien (Grab des Despoten Theodor II., 1444 gestorben) in der N-Kapelle. Die Wände sind mit Marmor verkleidet. Darüber Fresken, u. a. die Hochzeit von Kana, Christus mit der Samariterin, Chor der Märtyrer (N-Kapelle). In der S-Kapelle sind die Wände mit den Chrysobullen geschmückt, den kaiserlichen Siegelurkunden, die die Besitztümer des Klosters für die Jahre 1313-23 bezeugen. In der Hauptkuppel Christus und die zwölf Apostel.

Agia Sofia: Die 1350 von Manuel Katakousinos gestiftete Kirche ist ein Kreuzkuppelbau mit zweigeschossiger Vorhalle. Sehenswert sind der Fußboden und die Fresken in der Kapelle am N-Portikus: Verkündigung, Tod Maria, Auferstehung. Am S-Portikus: Christus, Geburt Maria, betende Muttergottes.

Evangelistria-Kirche (um 1400): Erhaltene Fresken aus der gleichen Zeit.

Agii Theodori: Vor 1296 erbaut, ist sie die älteste Kirche von Mystras. In der linken Kapelle Manuel Palaiologos, vor Maria kniend dargestellt. In der Kapelle rechts Fresken aus dem Leben Mariä.

Despotenpalast: Eine ausgedehnte Anlage in L-Form. Der N-Flügel stammt wahrscheinlich aus der Zeit von Guillaume de Villehardouin (1249-63). Neben diesem Bau Küchenräume über zwei Zisternen. In der Zeit von Manuel Katakousinos (1340-80) wurde der Palast erweitert, indem man vor den Küchenräumen einen vierstöckigen Bau für das Gefolge errichtete. Aus der gleichen Zeit stammt die Verlängerung des Hauptbaus nach N, die Wohnung des Despoten. In die Paläologenzeit (1380-1460) zu datieren ist der große Querflügel, der Thronsaal (38 x 12m). Kleiner Palast (Palataki): Herrenhaus aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. Der ältere Bau ist tiefer gelegen. Wohnturm mit Balkon aus dem 14. Jh. Monemvasia-Tor: Es stammt aus dem 13. Jh. Jenseits des Tors die Oberstadt, die den privilegierten Schichten vorbehalten war.

Frankenfestung (621 m, Aufstieg in ca. 30 Min.): Von den Franken gebaut, aber in der Türkenzeit fast ganz erneuert. Nach Passieren des Tors an der NW-Seite gelangt man in den äußeren und nach einem kurzen Aufstieg in den inneren Burghof. Die Bastionen im Innern stammen aus der Prankenzeit. In der Mitte ein Bergfried.