Thorikos
Die Ruinen des alt-attischen Demos und Hafenorts Thorikos liegen an der Südostküste Attikas, ca. 4 km n der heutigen Hafenstadt Lavrion (58 km so von Athen).
Geschichte: Der schon in vorgriech. Zeit (Jungsteinzeit) besiedelte Ort weist zahlreiche Funde aus der mykenischen Epoche (Kuppelgräber) auf. Dem Mythos nach soll hier der König Kephalos geherrscht haben, der als Fremder verkleidet seine Gattin Prokris der Un-treue überführte. Als er auf der Jagd war, schlich sie, jetzt selbst eifersüchtig, ihm nach, und er tötete sie als vermeintliches Wild. In historisch-klassischer Zeit war der Ort Hauptstadt und Schutzfestung (seit 412 v. Chr.) des umliegenden Bergwerkbezirks von Lavrion. Sein Hafen war wichtig für die Holzeinfuhr aus Euböa und den Erzhandel mit Athen, den Kykladen und Kreta.
Ausgrabungsgelände: Auf dem Sattelberg Velaturi fanden sich Spuren dichter Besiedlung von der neolithischen (ab 2900 v. Chr.) bis in die hellenistische Zeit. Am Gipfelhang (im 0) wurden drei mykenische Kuppelgräber entdeckt. Das älteste (16. Jh. v. Chr.) ist ca. 9 m lang und 3,5 m breit (ovaler Grundriß), die Kuppel ist z. T. erhalten. Femer fand man ein kleineres mykenisches Kammergrab (in den Fels gearbeitet, um 1200v. Chr.) und ein weiteres ovales Kuppelgrab, das später Ort eines archaischen Heroenkults war (Scherben-funde aus dem 7.-5. Jh. v. Chr.). - Auf dem Gipfel wurden Reste einer mykenischen Mauer und eines gleich alten Bauwerks entdeckt, das sich über einer Gruppe von vor-mykenischen Wohnstätten erhebt (2000-1800 v. Chr.). - Am Südhang eine Nekropole (ca. 1800 v. Chr.) und archaische Gräberfunde.
Antike Festungsstadt .-Die Oberstadt lag an den Berghängen und war von einer 2 km langen Ringmauer umgeben (Reste mit quadratischem Turm im SW). Im Innern des Südwalls, am Velaturi-Berghang, befand sich das Theater aus dem 4. Jh. (ältestes erhaltenes Theater) Die Cavea in Form eines Halbovals von 54 x 21 m umfaßte einen zweirangigen Zuschauerraum von ca. 5000 Sitzplätzen (oberer Rang erst später aufgestockt). Der untere Rang ist durch zwei Lauftreppen gegliedert, dazwischen die Ehrensitze (unterste Reihe). Die Orchestra ist nicht durch ein Bühnengebäude, sondern nur durch eine Terrassenmauer abgestützt. - Am Westrand der Orchestra ein kleiner Dionysos Tempel (Antenbau von ca. 9 x 6,5 m), der noch auf die Frühform des dramatischen Spiels zu Ehren des Gottes Dionysos hinweist (Dionysia-Feste). Gegenüber, im 0 der Orchestra, befand sich der dazugehörige Dionysos-Altar. Tempel und Altar stammen aus dem 5. Jh. v. Chr. Am Ostflügel des Zuschauerraums zwei Felskammem, die wohl mit dem Dionysos-Kult in Verbindung standen. Im N befand sich eine Zisterne.
Antikes Wohnviertel. Seit 1963 werden von belgischen Archäologen im Umkreis des Theaters umfangreiche Stadtviertel mit gut erhaltenen Wohnhäusern aus archaischer und klassischer Zeit freigelegt. Etwa 200 m nw vom Theater Reste von Werkstätten (Ergasteria) bzw. Erzwäschereien aus dem 5./4. Jh. Es handelt sich um quadratische Bauten mit Spülanlagen für das (im Mörser) gemahlene Silbererz. - Reste des antiken Hafenkastells finden sich auf der Halbinsel Agios Nikolaos. - Im SW des Theaters Überreste eines Demeter- Kore-Tempels aus dem 5. Jh. v. Chr. (ionischer Peripteros).
Photographs from : http://www.davidgill.co.uk/attica/thorikos.htm
|
General view fom south
|
|
Das Theater von Thorikos Das Theater von Thorikos ist eines der frühesten Stein-Theater Griechenlands. Die Erbauungszeit ist das 6. - 4. Jhdt v.Chr.. Thorikos war ursprünglich ein Heiligtum der Demeter und Kore. Reste des Tempels sind noch sichbar. |
|
Die ellypsoiden Zuschauerränge sind durch zwei Treppen in drei Teile aufgeteilt. Das Theater hatte ursprünglich hölzerne Sitze, um 70 v.Chr. wurden sie mit Marmor ausgekleidet. Die Orchestra bestand aus gestampfter Erde. Teile des Zuschauerraums und der untere Teil der Skene wurden in moderner Zeit erneuert. |
|
The Attic railway, Velatouri Hill, and the Aegean Sea. |
|
Entrance to a burial chamber |
|
Interior |
Lavrion
Die kleine Hafen- und Industriestadt (ca. 8000 Einw.) an der SO-Küste Attikas ist Endstation der Attika-Bahnlinie (ca. 54 km so von Athen). Geschichte: In der Antike hieß nicht nur der Hafenort, sondern die ganze Umgebung Laurion (heute: Lavrion). Das um 1000 v. Chr. besiedelte Gebiet wurde früh bekannt durch seine Metallvorkommen (insbesondere Silbererz). Bedeutsam wurden die Bergwerke, die seit dem 6. Jh. v. Chr. im Besitz Athens (Staatsbesitz) waren, in der Zeit der Perserkriege. Themistokles bezahlte mit dem Silber von Laurion einen Großteil der Schiffe (Trieren), die 480 v. Chr. bei Salamis gegen die Perserflotte siegten. Viele Athener Silbennünzen waren aus laurischem Silber gefertigt. Später verpachtete Athen die Minen an Privatun-ternehmer (gegen ca. 4 % Ertragspacht). Diese ließen den mühseligen Untertagebau von Tausenden von Sklaven be-treiben (auch Kinderarbeit). Im S und SO von Lavrion, besonders im Verseko-Tal, sind noch zahlreiche antike Stollen zu besichtigen. Seit dem 2. Jh. v. Chr. verloren die Bergwerke wegen der schwierigen Ausbeutung und des ma-kedonischen (thrakischen) Goldes ihre Bedeutung. Erst seit 1860 versuchen neue Bergwerksunternehmen, aus den antiken Halden Zink und Eisenmangan in geringem Umfang zu gewinnen.
Antike Bergwerksanlagen (Metallia): Die Spuren des antiken Bergbaus sind vor allem bei Kamärisa, dem antiken Maronen (ca. 3 km w), zu sehen; außerdem im benachbarten Verseko-Tal (Megala Pevka) im S, im Legrena-Tal und im Botsari-Tal. Insgesamt führen ca. 2000 schräge Stollenschächte von 2 x 2 m in 30-50 m (selten bis 100 m) Tiefe. Die Sklaven arbeiteten hockend. Häufig transportierten Kinder die Erzstücke nach oben. Das Erz wurde in Mörsern zerkleinert, in Erzwäschereien (den sogenannten Ergasteria: »Werk-stätten«) gereinigt und z. T. auch in Schmelzöfen gewonnen. Die Bergarbeiter (unter Perikles, um 430 v. Chr., sollen es bis zu 20000 gewesen sein) mußten aus Kostengründen unverheiratet bleiben und wohnten in Gemeinschaftsunterkünften. - Die seit der An-tike durch Menschenhand stark beein-trächtigte Landschaft um Lavrion ist wohl das älteste Beispiel für Umweltverschmutzung.
Umgebung: Makronisos (»Lange Insel«) : Gegenüber von Lävrion gelegene langgestreckte, schmale Insel, die in jüngster Zeit mehrfach als Gefängnis-insel für politische Häftlinge verwendet wurde (zuletzt während der Militärdiktatur von 1967-74). Der Sage nach soll hier der Trojaner Paris mit der entführten Helena Rast gemacht haben. Daher führte sie auch den (Bei-)Namen »Helena« (Eleni).
.