Salamis/Salamina
Mit 93 qkm und ca. 23 000 Einw. ist Salamis die größte Insel des Saronischen Golfs. Sie ist unmittelbar der Bucht von Eleusis (Elevsina) vorgelagen und stellt heute sozusagen einen »Vorort« der Hafenstadt Piräus dar.
Geschichte: Im 2.Jtd.v.Chr. war Salamis vermutlich schon phönizischer Stützpunkt. Bei Homer wird die Insel als Heimat des Helden Aias (Aiax) genannt. In geschichtlicher Zeit war sie Zankapfel zwischen den Seehandelsstädten Athen und Megara, bis sie um 612 v. Chr. durch Solon endgültig für Athen in Besitz genommen wurde (Sicherung des Hafens Piräus). Berühmt wurde Salamis durch den hier errungenen Seesieg der Griechen über die zah-lenmäßig überlegene Perserflotte des Großkönigs Xerxes (480 v. Chr.). Diesen für das Abendland bedeutenden Sieg schildert der Tragiker Aischylos in den »Persem« (472 v. Chr.). Später wurde Salamis makedonischer Stütz-punkt (318 v. Chr.), bis es 229 v. Chr. wieder an Athen fiel.
Salaimina: Der Hauptort der Insel liegt im W des nur 4 km breiten Isthmus (östlicher Ha-fenort Palukia). - Sehenswert die Kirche Panagia (tu Katharu) aus dem 17. Jh. mit schönen Fresken (in der Krypta) und Ikonen von Markos und Pulakis (kretische Schule) an der Iko-nostase. - In der Kirche Agios Dimitrios befindet sich das Grab des Befreiungshelden Karaiskakis (1821). -
Das Archäologische Museum besitzt eine interessante Sammlung von mykenischen Vasen, Grabreliefs und -Stelen aus klassischer Zeit mit Inschriften.
Umgebung: Bei den Dörfern Kamatero und Ampeläkia (ca. 4 km sö) befanden sich in klassischer Zeit Hauptstadt und Hafen der Insel. Bei Kamatero sind Reste der Akropolis (Mauerteile) und an der Hafenmole antike Gebäudeteile erhalten. - In der Nähe (Richtung Selinia) die byzantinische Kirche Agios loannis mit interessanten Fresken. - Der Ort Mulki (oder Aäntio). ca. 6 km sw vom Hauptort gelegen, weist Zeugen seiner byzantinischen Blütezeit auf: Die Kimisis-Kirche (am Dorfplatz) und die Metamorfosis-Kirche sind zwei interessante Kreuzkuppelkirchen aus dem 12./13. Jh. - In der Nähe liegen das sehenswer-te Kloster Agios Nikolaos (im SW der Insel, ca. 10km) aus dem 17. Jh. mit Bauteilen einer Kirche des 12. Jh. und die Kirche Agios /odnnu (Kalivitis) aus dem 15. Jh. mit einigen Fresken. - Berühmtestes Inselkloster ist das Faneromeni-Kloster (ca. 7 km nw) an der Nord-westspitze der Insel, gegenüber von Megara. Es wurde im Jahr 1661 gegründet und spielte als Zufluchtsort vor den Türken eine bedeutende Rolle (1821). Die Klosterkirche ist ein Kuppelbau in Form eines griech. Kreuzes. Im Innern sehenswerte Fresken des Malers Geor-gios Markos von Argos und seiner Schüler (1735, kretisch-italienische Schule), besonders das »Jüngste Gericht«. Zahlreiche antike Architekturfragmente lassen auf ein antikes Heilig-tum an dieser Stelle schließen. - Bei den nahe gelegenen antiken Mauerresten auf der Halbinsel Vudoro (Boudoron) handelt es sich um ehem. athenische Festungsanlagen (um 430 v. Chr.) gegenüber dem Hafen von Megara.
Die Schlacht von Salamis
1.Stellung
der Perser |
Die Schlacht von Salamis in der Darstellung von Chr. Meier, Athen, (btb) 1997, S. 29ff.
Als
die Perser in den Sund einfuhren, hörten sie lautes Rufen. "Ihr
Söhne der Griechen, auf, befreit das Vaterland, befreit die
Kinder und Frauen, die Sitze der angestammten Götter, die Gräber
der Ahnen; um all dies geht der Kampf", so fasst Aischylos die
Mahnungen der Schiffsführer zusammen. Sie sprachen die Gebete,
die Mannschaften gaben den Refrain dazu. Lauter Gesang wurde
angestimmt, ein Paian zu Ehren der Götter. Von den Felsen, die
den Sund umgaben, kam er als Echo zurück. Aischylos spricht
auch vom Schall der Blasinstrumente. Wie die Angst begleitete die
Musik den Aufbruch zur Schlacht. Dazwischen erklangen die Kommandos
der Steuerleute und Bootsmaate.
Die Schiffe scheinen sichelförmig
aufgefahren zu sein. Die Griechen hatten den Vorteil des frischen
Angreifers, während die Gegner schon die Nacht über auf
ihren Ruderbänken gesessen und vor allem viel gewartet hatten.
Angeblich soll ihren höher aufragenden Schiffen auch eine Brise
zu schaffen gemacht haben.
Gleichwohl hat, als sich die
persische Flotte unter Kriegsgeschrei ebenfalls in Bewegung setzte,
ein Zögern unter den Griechen Platz gegriffen. Sie wollten sich
schon zur Flucht wenden. Da aber sei das erste ihrer Schiffe in ein
persisches gestoßen, und der entbrennende Kampf habe die
anderen in sich hineingezogen.
Zunächst griff der
rechte Flügel der Griechen an, auf dem vor allem die Schiffe aus
Ägina standen. Doch setzte sich die Schlacht rasch nach links
hinüber fort. Der Großkönig hatte eigens einen Sitz
am Berg oberhalb des Sundes eingenommen, um das Geschehen zu
verfolgen. Keiner Keiner durfte es unter seinen Augen an Einsatz
fehlen lassen. Wie sich die Schlacht weiter vollzog, wird nicht recht
deutlich. Vielleicht kam den Griechen die Schwere ihrer Schiffe
zustatten, vielleicht operierten sie auch einfach besser. Offenbar
standen die persischen Schiffe viel zu eng; jedenfalls scheinen sie
sich auf die Dauergegenseitig behindert zu haben. [...]
In das auf
persischer Seite sich entwickelnde Chaos fuhren die Griechen
vergleichsweise geordnet hinein, trafen mit ihren Rammspornen viele
der feindlichen Schiffe, ihre Bewaffneten drangen auf deren Decks
vor. Ein griechisches Kommando besetzte Psyttaleia, die kleine Insel
am Ausgang des Sundes. Die Perser verloren unzählige Schiffe und
große Teile ihrer Mannschaft, zumal viele nicht schwimmen
konnten und die Griechen die Schiffbrüchigen zumeist gnadenlos
erschlugen, im Wasser oder an der Küste der Insel.
Am
Abend jenes nicht genauer datierbaren Septembertags hatte sich
schließlich, was von der persischen Flotte noch übrig war,
in die Bucht von Phaleron geflüchtet. Die Griechen waren zu
erschöpft, um sie zu verfolgen. So kehrten sie gleichfalls zu
ihrem Ausgangspunkt zurück, als Sieger.
Auf dem Wasser
schwammen die Schiffstrümmer, Masten, Balken, Planken, Riemen,
Fetzen der Takelagen, dazwischen kieloben viele Schiffsrümpfe -
und die Toten. Das alles trieb hin und her, zum Teil aus der Bucht
hinaus bis hinter Phaleron an der attischen Küste entlang; manch
einer suchte sich noch zu retten. Die griechischen Verluste waren
nicht so hoch wie die persischen, aber schmerzlich genug. Nach und
nach wurde es wieder still. Die Schlacht hatte sich im
"klugbeherrschten Getümmel vertobt"; so hat es
Hölderlin im Hyperion formuliert.