Das Dionysos Theater

Das Drama ("Handlung") ist aus dem Dionysoskult erwachsen. Gesang und Tanz des Chores (Dithyrambos) standen im Zentrum des ursprünglichen Kultgeschehens. Dies erklärt die Bedeutung der Orchestra ("Tanzplatz") und des Altares in ihrer Mitte (Thymele). Schauspieler kommen erst im Laufe der Entwicklung dazu. Das Theatron ("Zuschauerplatz") fügt sich gewöhnlich in das Halbrund eines Berges und ist auch sonst mit Bedacht in die Landschaft einbezogen. Den materiellen Bedürfnissen des Bühnengeschehens und der Schauspieler dient das rückwärtige Bühnenhaus ("Skene"). Davor liegt später die Bühne, ursprünglich ebenerdig, später erhöht mit Rampen auf beiden Seiten und mit seitlicher, säulenverzierter Vorhalle ("Proskenion"). Die seitlichen Zugänge (Torbauten) zwischen Theatron und Skene sind die "Parodoi". Durch sie zieht der Chor ein. Sein Einzugslied heißt deswegen "Parodos". 

Das Theatron (cavea) wird durch die vertikal verlaufenden Treppen in Keile (Kerkides) eingeteilt. Wenn ein Zwischengang (Diazoma) das Theatron horizontal in zwei Ränge unterteilt, so verdoppelt sich die Zahl der Kerkides im oberen Rang. Für hochrangige Priester oder Beamten gibt es einen Ehrensitz mit Lehne (Prohedria) 

Dionysos-Theater, Odeion, Eumenes-Stoa

Das Dionysos-Theater ist das bekannteste Theater Griechenlands und gilt als Geburtsstätte des klassischen Theaters. Das Theater, welches man heute sieht, ist relativ jung; es stammt aus der Zeit um 330 v. Chr.
Ursprünglich bestand die Orchestra nur aus festgestampfter Erde und die Zuschauer saßen auf dem natürlichen Hügel. Damals wurden - von Peisistratos gestiftet - die "Dionysien" eingeführt. Bei diesen Festspielen wurden die Dithyramben vorgeführt (ekstatische Chorgesänge mit Flötenbegleitung) und es wurden auch kleinere Szenen aufgeführt, aus denen sich später die Tragödie entwickelte. Bis zum 5. Jh. fanden im Theater nur Gesänge und kultische Tänze statt. Dann aber fingen Aischylos, Euripides und Sophokles an, ihre Dramen im Dionysos-Theater zuerst anzuführen. Sie führten auch die großen Dionysien ein, bei denen an jedem Tag eine Trilogie ihrer Dramen aufgeführt wurden, die sich mit Grundfragen des menschlichen Seins beschäftigten.

 410 v. Chr. fand dann eine völlige Umgestaltung des Theaters statt. Die Zuschauer konnten nun auf einem Holzgerüst, etwas später auf terrassierten Erdstufen mit Holzsitzen sitzen. Die ursprüngliche Orchestra wurde mehr an den Hang gerückt und mit einer geraden Stützmauer versehen.

330 v. Chr. wurde das Theater zum letzten mal - im Stil der römisch-hellenistischen Zeit - saniert. Der Zuschauerraum wurde aus Stein erbaut und die Orchestra mit Marmor gepflastert. Wenig später wurden an der Orchestra auch Schranken angebracht, die wohl zum Schutz der Menge bei Gladiatorenkämpfen diente. Sie könnte auch noch den Zweck gehabt haben, die Orchestra in ein Wasserbassin zu verwandeln, um Wasserkämpfe zu veranstalten.

 

 Älteste Baureste: Der alte Dionysos-Tempel, älteste Begrenzungs- und Stützmauern der Orchestra

Reste aus dem späten 5.Jh.: Odeion des Perikles, Halle mit Stützmauer, Stützmauer des Theatron

Reste aus dem 4. Jh. v. Chr.(2.Jh.): Neuer Tempel des Dionysos, neue Bühne (mit Paraskenien), durch Lykurg erweitertes Theatron 

 

 

 

Das Theater hat heute 67 Reihen, die durch Treppen in Keile (Kerkides) unterteilt werden, die man von der Orchestra-Umgebung und von zwei oberen Eingängen erreichen kann. Die Treppen dienen ebenfalls der Entwässerung (der Regen wurde in einem Kanal um die Orchestra gesammelt und floss nach Südosten ab). Im Theater haben mehr als 17000 Zuschauer Platz. In der Mitte der ersten Reihe steht ein Marmorthron mit Reliefbildern, der im 1. Jh. eigens für den Dionysos-Priester erbaut wurde. Auf dem Sitz steht die Inschrift "Priester des Dionysos Eleutheros". An den Priestersitz reihen sich die Sitze für die höchsten Beamten der Stadt.

420 v. Chr. wurde das Dionysos-Heiligtum von der Orchestra durch eine Halle getrennt, die dann als Skene diente. Der Tempel wurde dabei mehr nach Süden verlegt.

Der Hintergrund der Bühne ist mit Säulen geschmückt. Die Paraskenien trugen an der Vorderseite je sechs Säulen, die im dorischen Stil erbaut waren. Vor der Bühne war die Wand des Proskenions mit Statuen aus der Zeit des Nero. Mit Ausnahme der Silene in der Mitte fehlen allen Figuren die Köpfe; ganz rechts steht eine Statue, die Dionysos darstellt. Zwischen den Paraskenien und den Abschlusswänden liegen die Haupteingänge zur Orchestra.

Im Theater selbst stehen auch Statuen, die siegreiche Dichter und Staatsmänner zeigten.

Direkt neben dem Dionysos-Theater liegt das Odeion des Perikles. Es wurde 443 v. Chr. erbaut und gilt als das schönste Odeion Griechenlands. Es war ein rechteckiger Bau aus Holz mit der Seitenlänge 82 m und das erste überdachte Gebäude für Aufführungen in Athen. 86 v. Chr. zündeten die Athener das Odeion an, um das Holz nicht den Belagerern der Akropolis überlassen zu müssen. 60 v. Chr. wurde der Bau wieder errichtet, wurde später aber endgültig von den Herulern zerstört. Zu erreichen ist das Odeion von der Eumenes-Stoa oder von einem Vorplatz im Süden aus, an dem ein Nymphen-Heiligtum inschriftlich bezeugt ist.

Das Odeion des Herodes Atticus

 

 

Das Odeion wurde zwischen 160-170 n. Chr. gestiftet. Es war überdacht und diente nicht für Theater-, sondern für  Musikaufführungen. Die Orchestra bildete infolge der hohen Fassadenmauer einen Halbkreis (sonst Dreiviertelkreis). Die Marmorsitze wurden rekonstruiert, so dass das Odeion heute wieder in seiner ursprünglichen Verwendung genutzt wird. 

 

 Ebenfalls nahe dem Theater liegt die Eumenes-Stoa, die als Wandelhalle für die Bevölkerung und die Besucher des Theaters diente. Erbaut wurde sie von Eumenes II im 2. Jh. v. Chr.. Der Bau war z. T. tief in den Berg gearbeitet und musste daher durch eine Mauer abgestützt werden. Die Stoa war 163 m lang und 17, 60 m tief und zweistöckig errichtet. An der Außenwand der Stoa standen 64 dorische Säulen, die Halle selbst war im Inneren durch eine Reihe, bestehend aus 32 Säulen, in zwei Räume geteilt.

Die Stoa war bis zum Ende des 17. Jh. noch gut erhalten, wurde dann aber von den Türken 1687 in die Verteidigungsanlagen der Akropolis miteinbezogen und stark zerstört. Heute ist nur noch die rückwärtige Arkadenwand, die gegen den Felsabhang gebaut ist, erhalten.

 

 

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