Ein merkwürdiger Fund |
Eines
nachts, als ich noch an meinem dicken Roman schrieb und im
Michelin „Guide
Vert“ nach
Einzelheiten zur Geschichte von Bologna suchte, entdeckte ich
dort folgenden merkwürdigen Hinweis: “Im
14. Jahrhundert lehrten eine überraschend grosse Anzahl von
Frauen an den berühmten Universitäten und Hochschulen.
Von einer von ihnen, Novella Andreae, berichtet ein
zeitgenössischer Chronist, dass sie nicht nur
wissenschaftlich hervorragend begabt gewesen wäre, sondern
so verführerisch schön, dass sie ihr Vorlesungen von
hinter einem kleinen Vorhang halten musste, um ihre Hörer
nicht zu verwirren.” Novella
Andreae? - Im Halbschlaf des nächsten Morgens fiel mir
plötzlich ein, dass sie die Urmutter meiner Gross-schen
Vorfahren war, die mein Vater am fernsten Ende seiner Ahnenkette
gefunden hatte. Aber sie hatte ihn nicht weiter interessiert,
sie war eine Frau - eine „Urahnin“ gab es nicht! Die
Laudatio des „zeitgenössischen Chronisten“
hatte er nie gesehen, und Novellas Vater, Johannes d'Andreae war
zwar berühmt, aber genealogisch schwer erfassbar - keine
Eltern? ausser-ehelich? Nach mehreren Ehen verstarb Johannes
d'Andeae 1348 an der Pest. Novellas Nachfahren trugen den
Namen Calderinus-Andreae, um schliesslich den Zusatznamen
Calderinus im 16. Jhrdt fallen zu lassen. Eine Genealogie
mindestens so verwirrend wie die Schönheit der Novella! Der
Vorhang reizte meine Fantasie mehr als ihre Gelehrtheit. Wer war
der Chronist, der am Ende des 14. Jahrhunderts solche
Behauptungen zu publizieren wagte? Eine der „schönsten
Frauen Italiens“ ihrer Zeit zur Urgrossmutter zu haben war
die Aufregung wert. Am nächsten Morgen durchsuchte ich meines Vaters Ahnenakten, von denen ich nur eine verkürzte Kopie besass. Ich fand eine Photokopie der „Dreyhaupt'schen Chronik des Saalekreises, Halle a.d. Saale von 1743“ mit dem Stammbaum der Andreae/Andreä. Ausserdem enthielt dieselbe Chronik auch eine Kopie des Stammbaums der Andreä/Schäffer/Schäfer, der die Andreä mit dem frühesten bekannten Gross verknüpft: Christiane Schäffer, die Grossenkelin der Monika Andreä und des Gottfried Schäffer - Christiane Sophie Elisabeth Schäffer (*1741 Wugarten/Pommern - +1806 Kolberg) und der sagenumwobenen „Stabstrompeter“ Friedrich Wilhelm Gross ( *1737 Halle/Saale? +1790 Kolberg) sie heirateten 1767. - Leider sind diese Unterlagen bei meinem Bruder Dieter in Berlin verloren gegangen..
Dann entdeckte ich im Internet, dass Johannes d'Andreae ein berühmter Canonicus beider Rechte in Bologna war. Sein Auslegungen zum Eherecht werden in der katholischen Kirche bis heute benützt. Sein Grabmal wird im Bolognaer Museum aufbewahrt. Schliesslich schrieb ich einen Brief an die Unversität Bologna, auf den ich eine beinahe romantische Liebeserklärung zu Johannes und Novella bekam:
Kopie des Briefes der Dr. Daniela Negrini für die, die Italienisch lesen können
Gent. Dott.
Gross, Bologna, 3. IV. 2002
le informazioni
da lei richieste su Giovanni D'Andrea sono le
Fu lettore di
Leggi nel nostro studio circa nel 1301. Essendo nel 1306
Non abbiamo
notizie invece della sua data di nascita. Suo
Questi teneva
presso di sè una donna di nome Novella, da cui
Per quanto
riguarda poi Calderino Calderini sappiamo che fu professore
a
Per le altre
informazioni che cerca Le suggerisco di consultare la Biblioteca
Universitaria(via Zamboni 35 - 40126 Bologna) e per quanto
riguarda invece l'archivio genealogico può
rivolgersi
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